Erfolg und Rückschlag im Meisterschaftskampf



SC Wiesloch / SF Baiertal I - SF Bad Mergentheim III 3,5:4,5

Nach ihrem Sensationserfolg am letzten Spieltag in Walldorf ging es in der Bereichsliga Nord für die Spieler der 1. Mannschaft heute darum, gegen Bad Mergentheim die Erfolgsserie fortzusetzen und den Platz an der Tabellenspitze zu festigen.
Keine einfache Aufgabe, da Wiesloch sich gegen Mannschaften aus dem Odenwald traditionell schwer tut. Der Wettkampf begann auch gleich denkbar ungünstig, da der Wieslocher an Brett 6 vollkommen überraschend den kürzeren zog und seine Mannschaft in Rückstand brachte.
Und es kam noch schlimmer: Brett 5 ging kurze Zeit später ebenfalls an die Gäste. Aber so leicht gaben sich unsere Schachfreunde nicht geschlagen: An Brett 8 machte Lars-Erik Röderer einmal mehr mit seinem überforderten Gegner kurzen Prozeß und holte seinen dritten Sieg im dritten Einsatz.
Jedoch ging auch die Partie an Brett 3 verloren und der Rückstand betrug wieder zwei Punkte, was den Druck auf die verbliebenen Spieler nur noch weiter steigerte. An Brett 4 ließ sich Matthew Herbst davon jedoch nicht beeindrucken, stattdessen durchbrach er mit seinem Angriff die gegnerische Verteidigung, gewann die Qualität, sah zu wie die Stellung seines Gegners komplett auseinanderbrach und gewann souverän.
Am Spitzenbrett war Andreas Rein unterdessen stark unter Druck geraten und musste einen Bauern aufgeben. Aber der Wieslocher wickelte geschickt in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel ab, welches auch mit einem Bauern weniger fast immer Remis ist. Und so hatte Andreas keine Probleme Remis zu halten.
An Brett 2 hatte Tim Herbst, Topscorer der 1. Mannschaft, unterdessen den Sweschnikow-Sizilianer seiner Gegnerin zerlegt und einen Bauern gewonnen. Tims Kontrahentin spürte, dass; sie die Partie so verlieren würde und griff mit aggressivem Opferspiel den weißen König an. Aber anstatt Matt zu setzen lief sie voll in einen Abzug hinein, der die Partie zugunsten des Wieslochers entschied. Damit hatten die Gastgeber zum 3,5:3,5- Zwischenstand ausgeglichen aber es sollte am Ende nicht reichen, da die Partie an Brett 7 nach einen harten Endspiel verloren ging und so mussten die Wieslocher zum ersten Mal diese Saison einen ernsthaften Rückschlag verkraften.
Und da ein Unglück nun einmal selten allein kommt gewannen auch noch sämtliche Konkurrenten an der Spitze. Die 1. Mannschaft rutschte auf den 4. Tabellenplatz ab und kann die Meisterschaft wohl abschreiben. Dennoch ist es bisher eine ausgezeichnete Saison für den Aufsteiger.

TV Bammental I - SC Wiesloch / SF Baiertal II 3,5:4,5

In der Kreisklasse A prallten die beiden punktgleichen Tabellenzweiten aufeinander. Und wie man es von einer so richtungsweisenden Begegnung erwarten kann, warfen beide Mannschaften alles ins Feld und an jedem Brett wurde erbittert gerungen.
An Brett 4 traf Dieter Klare auf den "Remiskönig" der Liga. Zwar gelang es Dieter die Partie durchaus spannend zu gestalten, er konnte aber nicht verhindern, dass seine Dame in eine Art "Dauer-Gardez" geriet. Dies führte erzwungen zu dreifacher Zugwiederholung und damit zu einem eher ungewöhnlichem Remis.
Edwin Röderer hatte währenddessen an Brett 7 seinen Gegner in eine äußerst komplizierte Stellung verwickelt in welcher keiner der Kontrahenten vollends durchblickte. Um kein unnötiges Risiko einzugehen bot Edwin daher, im besten Vertrauen auf die Fähigkeiten seiner Mannschaftskameraden, Remis an, (Zitat von Edwin: Die Jungen sollen es richten!) was sein Gegner auch gerne annahm. Zunächst schien es jedoch so, als wäre der Optimismus des Wieslocher Ehrenvorsitzenden unbegründet gewesen; an Brett 5 setzte sich der Bammentaler durch und Wiesloch musste jetzt einen Rückstand aufholen.
An Brett 6 verlor David Köhler die Geduld und befreite sich mit einem etwas spekulativen Qualitätsopfer aus der gegnerischen Umklammerung. Im Anschluß riss er die Initiative an sich und klaffende Löcher in die gegnerische Stellung. Und beim wahrscheinlich zu passiven Versuch die schwache Königstellung und den überdehnten Damenflügel zu verteidigen überluden sich die weitgehend wirkungslosen Bammentaler Schwerfiguren und so brach der weisse Damenflügel auseinander und wurde vollständig ausradiert. Nun ließ der Wieslocher seine Freibauern am Damenflügel unwiderstehlich Richtung Umwandlung marschieren. Dagegen war kein Kraut gewachsen; Davids Gegner gab sich geschlagen.
An Brett 3 musste Adrian Klare sein ganzes Geschick gegen einen der bisher erfolgreichsten Spieler der Liga aufbieten. Zwar konnte der Bammentaler für Komplikationen sorgen und die weisse Königsstellung wirkte zeitweilig ein wenig anfällig, aber Adrians Verteidigung stand felsenfest und der Wieslocher hielt gewohnt zuverlässig Remis.
Dies gelang Adrians Sitznachbarn an Brett 2 leider nicht, dort musste sich der Wieslocher nach einem quälenden Springerendspiel geschlagen geben und Wiesloch lag wieder zurück bei nur noch zwei laufenden Partien.
Die Spieler an den äußersten Partien waren also gefordert, unter allen Umständen zu gewinnen. An Brett 8 hatte Matthias Khan in einer kniffligen Stellung aus einem c3-Sizilianer heraus zunächst die bessere übersicht behalten und einen Bauern gewonnen. Aber im anschließenden Turmendspiel biss sich Matthias lange Zeit die Zähne an der gegnerischen Verteidigung aus, sodaß er vollkommen frustriert bereits mit dem Gedanken spielte, Remis anzubieten, was ihm seine Mannschaftskollegen aber vehement ausredeten. Also kehrte der Wieslocher, zum Siegen verdammt, ans Brett zurück und diese Mal fand er die richtige Fortsetzung. Matthias kreierte am Damenflügel endlich den nötigen Freibauern und trieb mit diesem den gegnerischen König auf die Grundreihe zurück. Der Bammentaler konnte den Freibauern zwar aufhalten, musste im Gegenzug aber den Turm vom Königsflügel abziehen und Matthias sammelte dort sämtliche Bauern ein, sodaß er nun vier (!) Bauern mehr hatte als der Gegner. Natürlich war die Partie damit endgültig entschieden aber manche Leute wissen einfach nicht wann es gut ist und der Bammentaler verpasste die Gelegenheit, in Würde aufzugeben, und spielte stattdessen weiter. Was er damit erreichen wollte wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Jedenfalls musste Matthias weiterspielen was uns Gelegenheit gibt, am Spitzenbrett vorbeizuschauen.
Hier hatte Werner Huber wenig überraschend das Theorieduell in der Eröffnung für sich entschieden und einen wichtigen Freibauern im Zentrum gewonnen. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass sein Gegner sämtliche Figuren abtauschte und in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern abwickelte, das, wie wir bereits festgestellt haben, auch mit einem Bauern mehr in der Regel Remis endet. Vor allem dann wenn der das Umwandlungsfeld des Freibauern eine andere Farbe hat als der eigene Läufer wie es hier der Fall war. Aber von solchen Kleinigkeiten ließ sich der Spitzenspieler unserer Schachfreunde nicht aus der Ruhe bringen, er schob seinen Freibauern bis auf die 7. Reihe vor. Hier war wenig überraschend Endstation, der schwarze König blockierte das Umwandlungsfeld. Daran konnte Werner zwar nichts ändern, aber da der schwarze König nun an die Grundreihe gebunden war verlegte er seinen eigenen König auf den Königsflügel, wo er die geschwächte Bauernstruktur angriff, einen weiteren Bauern gewann und so einen zweiten Freibauern gewann. Dies konnte seinen Kontrahenten jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Wir erinnern uns: Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern sind immer noch in der Regel Remis und auch Werners zweiter Freibauer hatte die falsche Umwandlungsfarbe. Aber Werner schob auch diesen Bauern nach vorne und auch dieser wurde gestoppt, dieses Mal vom Bammentaler Läufer. Daran ließ sich zwar auch nichts ändern, aber somit hatte Werner auch diese Figur gebunden. Nun zog er seinen König bedächtig aber unaufhaltsam an den Damenflügel, wo es keine schwarze Figur mehr gab, um die Bauern dort zu verteidigen. Werner gewann einen weiteren Freibauern und obwohl auch dieser die falsche Umwandlungsfarbe hatte, musste sein Gegenüber jetzt einsehen, dass eben nicht alle Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern Remis sind. Ausserstande drei Freibauern aufzuhalten streckte der Bammentaler die Waffen und Werner gewann ein Endspiel in bester Magnus-Carlsen-Manier.
Einen Wimpernschlag später setzte Matthias Khan seinen Gegner am anderen Ende des Saales sehr zur Freude seiner Mannschaftskameraden matt. Diese Freunde ließen sich unsere Schachfreunde auch nicht vom unsportlichen Verhalten mancher Bammentaler verderben; MatthiasĀ“ Gegner verweigert ihm den obligatorischen Handschlag. Damit hat die 2. Mannschaft einen wichtigen Sieg eingefahren und alle Konkurrenten im Kampf um Platz 2 auf die hinteren Plätze verwiesen. Die Meisterschaft liegt aber leider nicht mehr in der eigenen Hand, wir können nur noch auf einen Ausrutscher des Tabellenführers hoffen.