Hart umkämpfte Heimspiele

Am 3. Spieltag der Schachsaison standen für beide Wieslocher Mannschaften die letzten Heimspiele des Jahres an. Während die 1. Mannschaft sich nach hartem Kampf mit Unentschieden begnügen musste, konnte ihre Vereinskollegen einen wichtigen Sieg erringen.

SC Wiesloch / SF Baiertal I - SK Tauberbischofsheim I 4:4


Nach 2 Niederlagen zum Auftakt wurde es langsam Zeit, dass Wiesloch in der Bereichsliga Nord die ersten Mannschaftspunkte einfährt. Keine leichte Aufgabe gegen den Landesligaabsteiger aus Tauberbischofsheim, zumal die Gastgeber dieselben Probleme wie an den vorhergegangenen Spieltagen plagten, nämlich die Abwesenheit von wichtigen Spitzenspielern, was zu einer etwas improvisierten Mannschaftsaufstellung führte. Dennoch begegneten unsere Schachfreunde ihren Kontrahenten auf Augenhöhe und es entbrannte ein spannender Wettstreit: An Brett 8 hatte sich der Wieslocher Ehrenvorsitzende Edwin Röderer kurzfristig bereiterklärt, aus der 2. Mannschaft aufzurücken, nicht nur um die 1. zu unterstützen sondern auch, weil er darauf spekulierte, dass Tauberbischofsheim, wie an den vorangegangenen Spielen, das letzte Brett aus Personalmangel freilassen würde müssen und Edwin einen entspannten Vormittag bescheren würde. Daraus wurde aber nichts, die Gäste hatten überraschend einen sehr starken Spieler für das letzte Brett aus dem Hut gezaubert und Edwin geriet bereits in der Eröffnung unter Druck, kämpfte sich aber stark zurück und trotzte seinem favorisierten Gegner ein Remis ab. Am Spitzenbrett lief es weniger gut, hier musste der Heimspieler eine Niederlage hinnehmen. Tauberbischofsheim ging in Führung. An Brett 6 hatte Raimund Sauer seinen Gegner unterdessen mit der seltenen Nimzo-Larsen-Eröffnung überrascht und vollkommen aus dem Konzept gebracht. Es dauerte nicht lange, bis Raimund entscheidend Material und bald darauf seine Partie gewann. Die Gäste schlugen allerdings in Form eines Auswärtssieges am 5. Brett sofort zurück und gingen wieder in Führung. Aber nicht für lange: An Brett 7 ließ der Ehrenvorsitzende Dieter Klare seinem hoffnungslos überforderten Gegner keine Chance, gewann seine Partie souverän und ließ seine Mannschaft wieder hoffen: 2,5:2,5. Jetzt musste die Entscheidung an den Brettern 2, 3 und 4 fallen, wo alle Partien bisher komplett ausgeglichen gewesen waren und nun jeweils knifflige Endspiele erreicht hatten. An Brett 3 neutralisierten sich Hannes Klein und sein leicht favorisierter Gegner in einem Turmendspiel gegenseitig zum Remis. 3:3. An Brett 2 hatte Matthew Herbst gegen einen Gegner mit über 2000 DWZ die nominell schwerste Aufgabe der verbleibenden Spieler zu bestehen. Nach einer von beiden Seiten fehlerfrei gespielten modernen Variante des sizilianischen Drachen war die Partie nun in ein Endspiel gemündet, in welchem beide Parteien jeweils einen Turm, einen Springer und vier Bauern hatten. Hier stellte sich der Wieslocher als der bessere Endspieler heraus, er manövrierte seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst aus, gewann sogar zwei Bauern und schritt mit seinen beiden verbundenen Freibauern nun unaufhaltsam zur Umwandlung vor. Der Tauberbischofsheimer versuchte Verwirrung zu stiften, indem er seinen Springer opferte, der Wieslocher durchschaute diesen Bluff aber abgeklärt und entschied die Partie zu seinen Gunsten. 4:3, der Heimsieg war zum Greifen nahe! An Brett 4 war der Wieslocher Vertreter phasenweise unter starken Druck geraten, hatte sich aber in ein Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer bei jeweils drei Bauern retten können, wo er seinen Kontrahenten nach und nach überspielte und den schwarzen König mit Turm und Springer regelrecht einschnürte. Allerdings waren da schon über sechs Stunden gespielt, die Kontrahenten waren müde und hatten auch keine Zeit mehr außer die 30 Sekunden Bonus, die es pro Zug gab. Jeder Schachspieler weiß, dass das für solche Stellungen viel zu wenig ist. Daher bot der Heimspieler Remis an, was ja zum Sieg gereicht hätte, sein Gegner aber natürlich ablehnen musste. Also ging die Tortur weiter, der Führer der weißen Steine drang immer weiter in die gegnerische Stellung ein, bildete einen unaufhaltsamen Freibauern, hatte sich eine theoretische Gewinnstellung erkämpft... bis der Spieler der Gäste plötzlich höhnisch auf die Uhr zeigte: die Bedenkzeit war abgelaufen, die Partie damit verloren. Und Wiesloch musste sich trotz großem Kampf und obwohl man die bessere Mannschaft gewesen war mit Unentschieden begnügen. Ein Mannschaftspunkt war zwar weniger als erhofft, er reichte aber zumindest, um die Abstiegsränge vorläufig zu verlassen. Allerdings geht es am nächsten Spieltag beim letzten Spiel des Jahres zum bisher stets siegreichen Spitzenreiter nach Walldorf. Unabhängig davon ist Wiesloch aber weiterhin in der Lage, die Klasse in der Bereichsliga Nord aus eigener Kraft halten zu können.

SC Wiesloch / SF Baiertal II - SC Angelbachtal I 5,5:2,5


Die 2. Mannschaft hatte in der Bezirksklasse Heidelberg weniger Personalprobleme als ihre Vereinskollegen (vor allem an den Spitzenbrettern) und war daher sehr optimistisch gegen Angelbachtal, einem starken aber normalerweise nicht ebenbürtigen Gegner, punkten zu können. Die Gäste zeigten aber schnell, dass der letzte Wieslocher Heimsieg des Jahres kein Selbstläufer werden würde: An Brett 7 einigte Thorsten Kammer sich mit seinem Gegner in komplett ausgeglichener Stellung auf ein schnelles Remis. Pessimistisch veranlagte Vereinskollegen waren der Meinung, dass dieses Remis zu früh kam, da die Wieslocher an einigen Brettern bereits frühzeitig stark unter Druck geraten waren und sich heftigen Angriffen ihrer Gegner erwehren mussten. Aber zunächst konnte Frank Ebert an Brett 8 das zu passive Königsindisch seines Gegners bestrafen, seinen Raumvorteil zum Sieg verwerten und seine Mannschaft in Führung bringen. Deutlich schwerer hatte es Matthias Khan an Brett 6: Matthias durfte zwar zum ersten Mal seit langem wieder die weißen Steine führen, so richtig genießen konnte er das aber erstmal nicht; sein Gegner stellte ihn in einer sehr scharfen Stellung mit Rochaden auf unterschiedlichen Seiten vor einige Probleme. Matthias opferte daher einen Bauern, um den Druck auf den schwarzen König zu erhöhen. Dies zahlte sich aus; der Angelbachtaler geriet vollkommen aus dem Konzept, stellte eine Figur ein und gab die Partie auf. Die Vorentscheidung war dies allerdings noch nicht, Brett 2 ging an Angelbachtal. An Brett 5 war Nachwuchsspieler Jeremy Twartz währenddessen bereits in der Eröffnung gegen seinen erfahrenen (und über 300 DWZ höher bewerteten!) Gegner stark unter Druck geraten und sah sich gezwungen, zwei Leichtfiguren gegen einen Turm zu geben und den Rest der Partie eine unangenehme Stellung zu verteidigen. Dies bewerkstelligte der Spieler der Gastgeber aber grandios, Jeremy wehrte Attacke um Attacke ab, durchschaute sämtliche Finten seines Gegners schon im Ansatz und kam Schritt für Schritt, Abtausch für Abtausch einem Endspiel immer näher, dass für keine Seite mehr zu gewinnen war. Der Angelbachtaler gab seine Versuche auf, die Partie zu gewinnen und bot Remis an, was sein junger Gegner gerne annahm. 3:2. Ein Brett weiter oben war Werner Huber unterdessen seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hatte mit einem (aus seiner Sicht) simplen Läuferspieß eine Figur gewonnen. Damit war die Partie im Grunde frühzeitig entschieden gewesen, auch wenn der Angelbachtaler verzweifelt versuchte die Partie zu verkomplizieren. Werner wehrte die Gegenangriffe abgeklärt ab, gewann souverän und brachte damit die Vorentscheidung. Am Spitzenbrett ließ Mannschaftsführer David Köhler unterdessen den strategisch fragwürdigen Bauernvorstoß seines Gegners ins Leere laufen, übernahm die Initiative, brach mit seinem Freibauern entscheidend unter Einsatz eines Damenopfers durch, gewann und holte den letzten benötigten Brettpunkt zum Heimsieg. An Brett 3 setzte Alexander Oswald noch einen erfreulichen Schlusspunkt für die Gastgeber: Alexander war in seiner Partie frühzeitig ins Hintertreffen geraten und hatte eine Figur verloren; irgendwie gelang es ihm aber seine Figur wiederzugewinnen und die Partie in ein ausgeglichenes Läuferendspiel zu lenken, dass folgerichtig Remis ausging. Mit diesem, am Ende doch deutlichen, Heimsieg steht die 2. Mannschaft vorläufig auf dem dritten Tabellenplatz muss allerdings am nächsten Spieltag, genau wie ihre Vereinskameraden eine Klasse höher, zum Tabellenführer nach Walldorf.